Diskussionskompetenz, Diskutieren auf Online-Plattformen, Community Management & Netiquette
Mindestens 60 Minuten
ab 12 Jahren
Die Methode ermöglicht die Nachbildung von Online-Räumen, um das Diskussionsverhalten in solchen Räumen gemeinsam zu reflektieren. Auf den Tools Padlet oder TaskCards können die Teilnehmenden zu unterschiedlichen Themen diskutieren und erschaffen ihren eigenen Feed mit Inhalten und Kommentarspalten.
Die Teilnehmenden können ihr eigenes Diskussionsverhalten und das der anderen reflektieren, Argumente schärfen und in einem pädagogischen Setting Gefühle verbalisieren und reflektieren (wie bspw. Wut über beleidigende Kommentare oder vermeintlich schlechte Argumente). Sie können ihre eigene Netiquette aufstellen und die Regeln des Community Management kritisch bewerten (und damit einhergehend bspw. auch freie Meinungsäußerung „versus“ Zensur diskutieren).
Die Methode ermöglicht die Verschmelzung von digitalen Räumen und analogem Setting. Sie hilft dabei zu reflektieren, inwieweit Diskussionen online anders ablaufen als offline und welche Chancen aber auch Risiken es hierbei gibt.
- Teilnehmende suchen Argumente und formulieren diese aus, reagieren auf Diskussionen
- Teilnehmende reflektieren ihr eigenes Diskussionsverhalten und Gefühle, die in ihnen durch hitzige Diskussionen ausgelöst werden
- Regeln des Community Managements werden reflektiert und ggf. aufgestellt: Welche Kommentare werden gelöscht? Wer entscheidet dies? Dürfen Sachen gelöscht werden, die eigentlich von der Meinungsfreiheit geschützt sind, oder betreiben wir dann bereits Zensur? Dürfen wir das, wenn es unser eigenes Board ist?
- Teilnehmende reflektieren, welche Unterschiede es gibt zwischen Online- und Offline-Diskussionen
- Devices für die Teilnehmenden (Smartphone, Tablet, Computer) oder BYOD (eigenes Gerät)
- Beamer oder andere Projektionsmöglichkeit
- Laptop / Computer der referierenden Person
- Im Vorfeld werden entweder Themen gesammelt, über die die Teilnehmenden diskutieren möchten, die ihnen zu kurz kommen im Alltag etc. oder die pädagogische Fachkraft setzt Themen.
- Nun wird das Padlet, bzw. das TaskCard erstellt: Hierfür muss von der durchführenden Person ein Account angelegt und ein Board geöffnet werden.
Exemplarisch für Padlet: Die Board-Kategorie „Wand“ muss ausgewählt werden. Nun können die Themen als einzelne Karten nebeneinander aufgelistet werden. Wichtig ist, dass folgende Funktionen für die Teilnehmenden geöffnet sind: Kommentieren & Liken. - Die Teilnehmenden wählen sich in das Padlet ein, eine Anmeldung ist hierfür nicht erforderlich und für das Gelingen der Übung auch eher hinderlich, da die Teilnehmenden anonym diskutieren können sollen.
- Den Teilnehmenden wird nun ca. 30 Minuten Zeit gegeben, ihre Meinung als neuen Post unter die Themenblöcke zu teilen. Wenn sie auf andere Kommentare eingehen wollen, können sie diesen über die Funktion „Kommentieren“ antworten. Auch können sie andere Kommentare liken. Es ist wichtig, dass neue Posts auch als separate Kärtchen erstellt werden, da die Kommentarfunktion anders als auf Social Media Plattformen immer nur auf einer Ebene möglich ist – und nicht beispielsweise Kommentare auf Kommentare von Kommentaren usw. geschrieben werden können
- Während der Bearbeitungszeit kann es vorkommen, dass Kommentare verfasst werden, die Beleidigungen, Diskriminierungen etc. enthalten. Die Leitung unterbricht den Prozess und bittet nun die Teilnehmenden, gemeinsam zu überlegen: Braucht es Regeln, was gepostet werden darf, und was nicht? Die Leitung sollte klar festhalten, dass es aus ihrer Sicht Regeln gibt, die in dieser Übung eingehalten werden müssen. Diese Regeln müssen den Teilnehmenden klar formuliert und festgehalten werden. Dieser Teil kann auch schon vor Diskussionsbeginn durchgeführt werden, um der Diskussion von vornherein einen Rahmen zu setzen. Die Leitung erklärt, dass sie auf Grundlage dieser Regeln Kommentare auch entfernen wird und dass Teilnehmende Kommentare, die gegen diese Regeln verstoßen, melden sollen. Man kann hierfür bspw. eine weitere Spalte im Padlet oder ein zweites Padlet nutzen. Die Teilnehmenden können natürlich zusätzliche Regeln formulieren und diese miteinander im Plenum diskutieren und verabschieden.
- Die Leitung – oder (gewählte) Administrator*innen entscheiden, ob tatsächlich gegen Regeln verstoßen wurde und der Kommentar gelöscht werden sollte.
Nach Beendigung der Diskussion schließ sich eine gemeinsame Reflexion an – diese kann natürlich auch in Form einer stillen Diskussion oder mithilfe anderer Reflexionsmethoden durchgeführt werden, bspw. einer anonymen digitalen Umfrage oder Kärtchenfrage.
Braucht es mehr Regeln, oder andere? Sollte alles gepostet werden dürfen? Sollten auch Kommentare gelöscht werden, selbst wenn die Aussagen darin von der Meinungsfreiheit geschützt sind?
Welche Unterschiede habt ihr wahrgenommen zwischen Diskussionen im Online-Raum und hier im Klassenzimmer? Wie unterscheidet sich digitaler von analoger Kommunikation?
Wie verhaltet ihr euch im Privaten – kommentiert ihr mit, postet ihr Beiträge oder meldet ihr Kommentare, die gegen Nutzungsbedingungen verstoßen?
Sollten Plattformen stark oder weit moderieren?
Wie habt ihr euch während der Diskussion gefühlt? Gab es Momente, die euch aufgeregt haben, und wie seid ihr damit umgegangen?
Welche Vor- und Nachteile fallen euch ein bezüglich Anonymität in Online-Räumen?
Bringen Diskussionen eurer Meinung nach etwas? Sollte man einfach akzeptieren, dass Menschen unterschiedlicher Meinung sind? Wozu braucht es Diskussionskompetenz?
Wie müsste eine Social Media Plattform aussehen, damit wir uns wohlfühlen können, dort zu diskutieren? Welche Regeln braucht es? Wer überprüft, ob diese eingehalten werden? Was für Sanktionen sollte es geben?
Die Teilnehmenden müssen echtes Interesse an der Diskussion der Themen haben.
Auch eine digitale Diskussion, die aus dem Ruder läuft oder gar abgebrochen werden muss, kann Ausgangspunkt für eine spannende Reflexion im Plenum sein!
Um Verletzungen möglichst zu vermeiden kann es Sinn machen, Regeln der Diskussion schon vor Beginn gemeinsam festzuhalten. Die Übung wird jedoch immer das Potenzial beinhalten, Verletzungen zu verursachen, da Teilnehmende anonym sind und oftmals aufgrund des Settings (alle sehen, was geschrieben wird, aber nicht, von wem es kommt, in einem pädagogisch gerahmten Ort,…) Grenzen überschritten und Provokationen versucht werden.
Eine große Variation besteht bereits durch die Themensetzung, denn es müssen nicht immer gesellschaftlich relevante Themen besprochen werden, es können auch kleine Themen sein, wie beispielsweise Diskussionen um den*die beste*n Fußballer*in.
Die Diskussion kann auch durchgeführt werden ohne Anonymität, indem sich die Teilnehmenden auf der Plattform anmelden oder die Leitung Benutzeraccounts zur Verfügung stellt. Gemeinsam kann reflektiert werden, wie unterschiedlich sich dies anfühlt.
Sollten Diskussionen online ausarten, sollte dies immer reflektiert und gemeinsam abgesprochen werden, ob die Diskussion in den Raum und somit offline genommen werden soll.
Ein weiteres Padlet kann eingerichtet werden, auf dem die Teilnehmenden Screenshots von Kommentaren melden können. Die Leitung – oder (gewählte) Administrator*innen entscheiden, ob tatsächlich gegen Regeln verstoßen wurde und der Kommentar gelöscht werden sollte.