Ziele
  • Sensibilisierung und Reflexion eigener gesellschaftlicher Positionierung
  • Erkennen gesellschaftlicher Schieflagen und Machtverhältnisse sowie der Wirkmächtigkeit gesellschaftlicher Normvorstellungen

  • Erkennen der eigenen Vielschichtigkeit von Identität
  • Bewusster und verantwortungsvoller Umgang mit der eigenen Machtposition
Zeit

Je nach Zielgruppe und Auswertung 60 bis 90 Minuten

Material
  • Kopie des Arbeitsblattes Power Flower
  • Stifte
Ablauf

Die Teilnehmenden bekommen das Arbeitsblatt Power Flower. Die Power Flower besteht aus mehreren Schichten. Im Inneren der Blume sind verschiedene gesellschaftliche Kategorien dargestellt. Es gibt auch nicht-beschriftete Felder, die individuell ausgefüllt werden können: mit Merkmalen, die der Person wichtig sind, aber nicht auf dem Blatt aufgeführt sind. Weiterhin besteht die Power Flower aus inneren und äußeren Blütenblättern: die inneren Blätter stehen für Privilegien, und die äußeren für Benachteiligungen. Die Teilnehmenden haben ca. 10 Minuten Zeit, ihre persönliche Machtblume, je nach Kategorie und Zugehörigkeit, auszumalen. Welche Zugehörigkeiten und welches Blütenblatt (außen oder innen) ausgefüllt werden, bleibt den Teilnehmenden und ihrer Selbsteinschätzung überlassen. Die Einzelarbeit geht über in eine Kleingruppenphase mit Gruppen von ca. 3–4 Personen. Die Leitung teilt nicht in Gruppen ein, diese finden sich von selbst, denn es braucht eine Vertrauensbasis, um miteinander über die eigene Machtblume ins Gespräch zu kommen. Ebenso ist der Hinweis wichtig, dass die eigene Blume bei der jeweiligen Person verbleibt und nicht öffentlich gemacht werden muss. Für die Kleingruppenarbeit ist es wichtig, sich gegenseitig wertschätzend zuzuhören und nicht in Kategorien wie „Wer hat sich falsch oder richtig eingetragen?“ zu denken. Für die Kleingruppenarbeit sollten 30 Minuten Zeit gegeben werden. In dieser Zeit sollten alle in der Kleingruppe die Möglichkeit haben, sich zu äußern. Wie die Gruppe ihre Vorstellung der Blumen organisiert, ob sie ein Merkmal nach dem anderen durchgeht und sich darüber austauscht, oder ob sie eine Person nach der anderen ihre Power Flower vorstellen lässt, bleibt der Kleingruppe überlassen.

Achtungspunkte bei der Übung Power Flower

Diese Übung benötigt einen vertrauensvollen Rahmen und sollte im Ablauf gut platziert sein. Sie ist nicht als Einstiegsübung geeignet. Wichtig ist, alle Teilnehmenden darauf hinzuweisen, dass sie bei sich bleiben sollen und nicht andere in der Übung bewerten. Auch ein Hinweis auf die Vertraulichkeit in der Übung ist wichtig. Hierzu sollte bereits eine entsprechende Kultur des Miteinanderumgehens entwickelt sein. Die Übung ist nicht geeignet für Teilnehmende, die in vielen Aspekten benachteiligt sind, da Menschen meist über ihre Benachteiligungen gut Bescheid wissen. Sie ist besser geeignet für Teilnehmende, die privilegierten Gruppen angehören, da einem der privilegierte Status nicht immer bewusst ist.

Hinweise

Bitte kopieren Sie nicht direkt diese Vorlage, sondern passen Sie die Power Flower ihrer jeweiligen Gruppe an. Entscheiden Sie für ihre jeweilige Gruppe, welche Kategorien passend sind und der Gruppe gute Anregungen zur Reflexion bieten. Es hängt viel davon ab, wo sich die Gruppe im Prozess befindet, was davor gemacht wurde und was danach folgen wird. Wir selber verwenden ebenfalls immer unterschiedliche Varianten der Machtblume – die in der Power Flower verwendeten Begriffe sind ihrerseits Teil des Reflexionsprozesses. Bei den Begriffen verwenden wir Zuschreibungen, die in unserer Gesellschaft üblich sind. Bei manchen Begriffen fühlt es sich ungewohnt an, sich selber diesen zuzuordnen. Sortieren wir aber nicht häufig andere Menschen ein? Es kann z.B. irritieren, sich selber zu einer „ethnischen Gruppe“ zuordnen zu müssen. Doch wie ist es im Alltag? Tun wir das nicht oft mit anderen Menschen? Irritationen, die in der Arbeit mit der Machtblume entstehen, schaffen eine Grundlage für weitere Reflexionen. Generell ist das Thema „Begriffe“ ein wichtiges Thema: Welche Begriffe verwenden wir im Alltag? Und drücken sie das aus, was wir meinen?

Auswertung

Im Folgenden finden Sie einige Fragen als Anregung zur Reflexion der Erfahrungen im Plenum. Wichtig ist, die Fragen der Situation anzupassen. Sie entstehen im Prozess und verlangen eine große Aufmerksamkeit der Leitung. Die Fragen sind abhängig davon, was Sie in diesem Moment des Seminars in der Gruppe herausarbeiten möchten.

  • Wie haben Sie die Übung erlebt (Einzelarbeit)?
  • Welche Zuordnung ist Ihnen schwer/leicht gefallen?
  • Wie war der Austausch in den Kleingruppen?
  • Entspricht dieses Verhältnis Ihrem Gefühl in der Gesellschaft?
  • Bewegen Sie sich in jedem Kontext in der gleichen Kategorie?
  • Bedeuten uns die Zugehörigkeiten gleich viel und sind sie uns bewusst? Haben sie in der Gesellschaft das gleiche Gewicht? Manche Formen von Diskriminierung haben eine lange Geschichte mit extremer Gewalt (z.B. Rassismus, Sklaverei im Kolonialismus, heutiges Nord-Süd-Verhältnis). Durch die historische Dimension werden diese Unterdrückungsformen so weit verfestigt, dass sie teilweise kaum mehr als solche wahrgenommen werden.
  • Ist die Zugehörigkeit zu den Kategorien in den Blütenblättern meine freiwillige Entscheidung oder wurde sie von „außen“ bestimmt?
  • Ist die Zugehörigkeit zu den Blütenblättern veränderbar?
  • Können privilegierte/nicht-privilegierte Zugehörigkeiten andere Zugehörigkeiten nach sich ziehen?
  • Wie geht es uns mit unserer Macht bzw. Ohnmacht und was machen wir jetzt damit?

Die Power Flower lädt ein zum Austausch und zum Bewusstmachen unterschiedlicher Zugänge und Positionierungen in der Gesellschaft. Vor allem möchte die Machtblume den Blick für eigene Möglichkeiten und Ressourcen schärfen und damit einen empathischen und verantwortungsbewussten Umgang verdeutlichen. Um Scham- und Schuldgefühle geht es hierbei nicht, sondern um das Potenzial eigener Handlungsstrategien zum Handeln gegen Diskriminierung. Macht wird hier positiv verstanden, um aktiv Machtasymmetrien entgegenzuwirken.