Ziele
  • Kennenlernen
  • Sichtbarmachen verschiedener Gruppenzugehörigkeiten
  • Sichtbarmachen von gesellschaftlich abgewerteten und aufgewerteten Zugehörigkeiten
  • Sensibilität für Wirkungsmechanismen von Zugehörigkeiten zu gesellschaftlichen Minder- oder Mehrheitsgruppen
  • Akzeptieren von Mehrfachzugehörigkeiten
  • Verstehen der Motivationen von Menschen, die sich unterschiedlichen Gruppen zugehörig fühlen
Zeit

30 bis 60 Minuten

Material
  • Zwei Flip-Charts oder zwei DIN-A3-Bögen, beschriftet mit „Ich“ und „Ich nicht“
Ablauf

Als Moderator*in führen Sie „Ich/Ich nicht“ als eine Übung ein, mit der es möglich ist, die Anderen besser kennenzulernen, und mit der Gruppen- und Mehrfachzugehörigkeiten thematisiert werden können. Markieren Sie die Seiten eines Raums mit „Ich“ auf der einen und mit „Ich nicht“ auf der anderen Seite. Die Teilnehmer*innen sollen sich entsprechend ihrer Antwort auf die gestellten Fragen auf eine der beiden Seiten stellen. Weisen Sie darauf hin, dass es in dieser Übung kein dazwischen gibt, wohl aber die Möglichkeit zu lügen. Nach einer Reihe von Fragen, die die Moderation stellt, haben die Teilnehmenden noch die Möglichkeit, selbst Fragen zu stellen. Beginnen Sie mit der ersten Frage (siehe Fragen am Ende). Nach jeder Frage ist es wichtig, einen Moment in der Konstellation, in der die Frage beantwortet worden ist, zu verweilen. Beachten Sie, wer jeweils zu der „Ich“- und der „Ich nicht“-Gruppe gehört. Richten Sie die Aufmerksamkeit der Teilnehmer*innen auf die sich ändernden Zugehörigkeiten. Fragen Sie bei den Teilnehmer*innen nach, wie sich ihr Gefühl je nach Frage und Konstellation ändert. Unterschiedliche Zugehörigkeiten zu verschiedenen Gruppen werden deutlich. Wenn Sie als Moderation Ihre Fragen gestellt haben, bekommen die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Betonen Sie, dass die Fragen in der Gruppe akzeptiert werden müssen und deshalb angemessen sein sollten. Es sollten insgesamt nicht zu viele Fragen gestellt werden, um bis zum Ende die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten.

Mögliche Fragen für Ich/Ich nicht:

1. Wer hat in seiner*ihrer Kindheit ein Musikinstrument spielen gelernt?

2. Wer besucht regelmäßig ein Gotteshaus?

3. Wer hat die Staatsangehörigkeit des Landes, in dem er*sie lebt?

4. Wer hat mehr als zwei Geschwister?

5. Wer kann seine*ihre berufliche und finanzielle Zukunft für die nächsten fünf Jahre sicher planen?

6. Wer hatte in dem Haushalt, in dem er*sie aufgewachsen ist, mehr als 50 Bücher?

7. Wer hat schon einmal illegale Drogen konsumiert?

8. Wer fährt jedes Jahr in den Urlaub?

9. Wer hat schon einmal leidenschaftlich einen Mann geküsst?

10. Wer hat schon einmal leidenschaftlich eine Frau geküsst?

11. Wer singt gerne?

12. Wer fühlt sich einer gesellschaftlich diskriminierten Gruppe zugehörig?

13. Wer arbeitet in dem Beruf, den er*sie gelernt hat?

Diese Fragen sind altersgerecht und je nach Kontext neu zu formulieren.

„Ich – Ich nicht“ arbeitet mit persönlichen Fragen, sodass es schwierig sein kann, sie zu beantworten. Betonen Sie, dass es in dieser Methode ausdrücklich erlaubt ist, zu „lügen“. Es ist wichtig, vorher eine gute Atmosphäre geschaffen zu haben.

Hinweis:

In dieser einfach erscheinenden Methode ist es möglich, dass sehr persönliche Statements geäußert werden. Die Moderation sollte in der Lage sein, damit umzugehen und, wenn es nötig erscheint, sie wiederum gesellschaftlich einzuordnen. Es muss bedacht werden, dass die Fragen sehr persönliche (und unter Umständen schmerzhafte) Erfahrungen ansprechen. Nicht mitzumachen, bei einzelnen Fragen auszusteigen, sollte immer wieder als Möglichkeit mit eingebracht werden.

Auswertung
  • Wie war es, alleine auf einer Seite zu stehen?
  • Wie war es, in einer großen Gruppe auf einer Seite zu stehen?
  • Was ist euch besonders aufgefallen?
  • Was hat euch überrascht?
  • Was war die Motivation, am Ende noch selbst Fragen zu stellen?
  • Hatten alle Fragen für euer Leben dieselbe Bedeutung?
  • Gibt es weitere Zugehörigkeiten, die in den Fragen gar nicht berührt worden sind, die aber eine besondere Bedeutung für euch haben?
  • Warum sind bestimmte Zugehörigkeiten von Bedeutung?
  • Gibt es Unterschiede zwischen den individuellen und den gesellschaftlichen Bewertungen der verschiedenen Zugehörigkeiten?

Bezug zu Intersektionalität:

Mit dieser Methode können „simultane Positionierungen“ der einzelnen Teilnehmer*innen thematisiert werden. Es werden unterschiedliche Zugehörigkeiten mit Fragen von Mehr- und Minderheitsgruppen verknüpft. Es wird zugleich thematisiert, wann sich Mehr- und Minderheitszugehörigkeiten gut oder weniger gut anfühlen. Subjektive Potenziale im Umgang mit (Mehrfach-)Zugehörigkeiten werden sichtbar.