Heterosexuell, lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, queer: Geschlecht und Sexualität sind Themen, die aus den gesellschaftlichen Diskussionen nicht mehr wegzudenken sind. Hinterfragt werden überlieferte Geschlechterrollen, gefordert wird die Gleichstellung der Geschlechter. Zudem geht es um sehr persönliche Fragen: über die Entscheidung, wie jemand leben möchte und sich selbst versteht. Die Diskussion weist aber auch darüber hinaus. Dann betrifft sie die gesellschaftliche Anerkennung von sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten, die von den Vorstellungen der Mehrheit abweichen.

 

Was sagt die Wissenschaft zum Thema Gender?

In Wissenschaft und Forschung werden diese Themen in den Gender Studies behandelt. „Doing Gender“ ist ein wichtiger Ansatz innerhalb dieser Forschungsrichtung. Nicht das biologische Geschlecht wird in den Fokus genommen, sondern das soziale. „Gender“ steht dabei für das sozial konstruierte Geschlecht, also für das, was in der Gesellschaft mit Frausein oder Mannsein in Verbindung gebracht wird.

 

Jugendliche auf der Suche nach geschlechtlicher Identität

Jugendliche erkunden und konstruieren ihre geschlechtliche Identität, indem sie in ihrem Umfeld nach Anknüpfungspunkten suchen. Medien spielen hierbei eine wichtige Rolle. Botschaften und Bilder in den Medien zeigen ein breites Spektrum an Positionen, was unter Weiblichkeit, Männlichkeit und den vielen Facetten zwischen beiden verstanden werden kann.

 

Vielfältigkeit versus Stereotypen?

Die Pole in diesem weiten Spektrum an Angeboten bilden zwei gegensätzliche Positionen. Auf der einen Seite wird die Vielfältigkeit von Geschlecht und sexueller Orientierung betont und ein liberales Miteinander befürwortet. In Abgrenzung davon gibt es auf der anderen Seite Gruppierungen, die diese Vielfältigkeit nicht anerkennen und ausschließlich traditionelle Rollenvorstellungen akzeptieren.

 

Extremistische Gruppen und ihre Vorstellungen

In Gruppierungen mit extremistischem Gedankengut werden oft traditionelle Vorstellungen von Geschlechterrollen propagiert. Heterosexualität gilt hier als soziale Norm. Ein besonderes Merkmal ist, dass sie abweichende Vorstellungen ablehnen oder sogar abwerten. Solche Denkmuster finden sich sowohl in rechtsextremen als auch in christlich-fundamentalistischen oder islamistischen Ideologien. Aber auch in Teilen der Mehrheitsgesellschaft sind sie anzutreffen, erkennbar an dem breiten Widerstand gegen die „Ehe für alle“.

 

Wann wird es problematisch?

Auf der Suche nach Orientierung können extremistische Inhalte auf Jugendliche attraktiv wirken. Sie versprechen klare Geschlechterverhältnisse und eindeutige Handlungsvorgaben. Problematisch wird es, wenn hierdurch unterschiedliche Entwürfe von Gender herabgesetzt und damit freiheitlich-demokratische Prinzipien infrage gestellt werden. Dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis Andersdenkende diffamiert werden.