Wir leben in einer durch das Grundgesetz geschützten pluralen Gesellschaft. Ihre Vielfalt ist allerorts zu spüren: verschiedene Überzeugungen und Lebensstile, unterschiedliche Herkunft und Religionszugehörigkeit, anderes Geschlecht und Alter… Den Wert dieser Vielfalt anzuerkennen und Achtung und Respekt vor allen Menschen zu zeigen, dies ist Thema des Pluralismus.

Unterschiedliche Auffassungen zum Pluralismus

Während Pluralität ein Begriff für Vielfalt ist, formuliert Pluralismus das Ideal, verschiedene Meinungen und Interessen als gleichwertig anzuerkennen. Diese sollen geäußert und vertreten werden können. Doch gibt es auch Vertreter*innen antipluralistischer Positionen. Sie gehen davon aus, dass die verschiedenen Lebensentwürfe unvereinbar und ungleichwertig sind. Ihr Gesellschaftsverständnis beruht auf der Annahme ethnischer und religiöser Homogenität und damit einhergehender einheitlicher Interessenlagen.

Wie wachsen Jugendliche in der pluralen Gesellschaft auf?

In diesem Spannungsfeld bewegen sich auch Jugendliche. Für sie stellt die Anerkennung von Pluralismus eine Chance und zugleich eine Herausforderung dar. Sie können ihre eigene, individuelle Lebensweise finden und leben. Zugleich gibt es aber wenige klare Vorgaben und Orientierungen im Sinne von richtig und falsch, denn auch moralische Vorstellungen können sich unterscheiden. Dies kann dazu führen, dass sich Jugendliche unsicher und überfordert fühlen.

Gemeinschaft kann Orientierung geben

Gegen diese Unsicherheit hilft in vielen Fällen ein Gefühl von Zusammenhalt und Gemeinschaft. Dieses kann in der Clique, im Verein oder in einer Glaubensgemeinschaft entstehen. Hier werden gemeinsame Werte, Normen und Lebensumstände, aber auch gemeinsame Erfahrungen geteilt. In solchen Gemeinschaften entsteht ein Wir-Gefühl. Gemeinschaft wird dann zu einem Umfeld für die Jugendlichen, das Orientierung gibt.

Wenn extremistische Gruppen das Gemeinschaftsgefühl ausnutzen

Auf dieses jugendliche Bedürfnis nach Gemeinschaft und Zusammenhalt reagieren aber auch Gruppen aus dem islamistischen und rechtsextremen Spektrum. Mit ihren Angeboten antworten sie auf den Wunsch nach Orientierung, Anerkennung und dem Gefühl von Stärke. Dabei grenzen sie sich jedoch von pluralistischen Vorstellungen ab. Religiöse oder ethnische Homogenität in der eigenen Gruppe wird für das Fortbestehen der Gemeinschaft vorausgesetzt, Abweichungen werden abgewertet. In der Konsequenz wird Pluralismus zur Bedrohung: nicht nur für die Gemeinschaft, sondern auch für das einzelne Gruppenmitglied.