- Medieninhalte und deren Machart hinterfragen und einordnen
- Teilnehmende reflektieren, anhand welcher Kriterien sie Informationen für glaubwürdig halten (z. B. das eigene Weltbild, Vorwissen zu einem Thema, Machart des Videos, Anschein von Seriösität)
- Gemeinsame Entwicklung von Kriterien für „gute” und „schlechte” Informationen entwickeln, die bei der zukünftigen Einordnung von Informationen helfen
- Klebeband
- Flipchart und Stifte
- Smartphones/Tablets
- Schilder beschriftet mit „glaube ich total” und „glaube ich gar nicht”
- für jede teilnehmende Person sieben Dokumente mit QR-Codes zu den TikTok-Videos
- Auf dem Boden wird eine Linie markiert, an deren Ende jeweils ein Schild mit „glaube ich total” und „glaube ich gar nicht” angebracht wird.
- Die Teilnehmenden bekommen Zettel ausgeteilt, auf denen jeweils der Screenshot eines Videos und ein QR-Code (siehe Infokasten) mit dem Link zum Video abgedruckt sind. So können die Teilnehmenden die Videos eigenständig mit ihrem Smartphone oder einem Tablet anschauen. Die QR-Codes können dabei entweder direkt auf TikTok verlinken oder auf zuvor durch die Workshopleitung heruntergeladene (siehe Infokasten) und bspw. in einer Cloud gespeicherte Videos. Letztere Option bietet sich insbesondere dann an, wenn die Teilnehmenden ihre eigenen Geräte nutzen sollen.
- Anschließend platzieren sie den Ausdruck zum Video in Einzelarbeit auf dem Wahrheitsbarometer entsprechend ihrer Einschätzung. Die Fragestellung dabei lautet: „Glaubst du, was im TikTok erzählt wird?”
- Die Workshopleitung spricht mit den Teilnehmenden über die Verteilung der Positionierungen. Sie reflektieren zusammen, wie diese Einschätzungen zustande kamen und welche Kriterien für „gute Informationen” und welche für „schlechte Informationen” es aus ihrer Sicht geben könnte. Die Ergebnisse werden an einem Flipchart festgehalten.
Im Kontext von Desinformation auf Social Media sind einige Kriterien für gute Informationen entscheidend. Die Workshopleitung kann bei der Übung folgende Merkmale ergänzen bzw. zur Diskussion stellen.
- Quellenangabe und Verifikation: Gute Informationen sollten von vertrauenswürdigen Quellen stammen und überprüfbar sein. Quellen sollten transparent angegeben werden, um ihre Glaubwürdigkeit zu gewährleisten.
- Aktualität: Informationen sollten auf dem neuesten Stand sein und keine veralteten oder überholten Daten enthalten. Aktualität ist besonders wichtig, um Falschinformationen zu vermeiden.
- Faktentreue und Objektivität: Gute Informationen sollten auf Fakten basieren und objektiv sein. Sie sollten frei von persönlicher Meinung oder politischer Einflussnahme sein und eine ausgewogene Darstellung bieten.
- Kontextualisierung: Informationen sollten im richtigen Kontext präsentiert werden, um Missverständnisse oder Fehlinterpretationen zu vermeiden. Einseitige Darstellungen können zu Verzerrungen führen.
- Konsistenz und Plausibilität: Informationen sollten konsistent sein und sich nicht widersprechen. Sie sollten auch plausibel erscheinen und mit anderen verlässlichen Quellen übereinstimmen.
- Unabhängige Bestätigung: Idealerweise sollten Informationen von mehreren unabhängigen Quellen bestätigt werden, um ihre Zuverlässigkeit zu erhöhen und Fehlinformationen zu minimieren.
- Authentizität: Gute Informationen sollten authentisch sein und nicht manipuliert oder gefälscht sein. Sie sollten auch keine offensichtlichen Anzeichen von Manipulation oder Bearbeitung aufweisen.
- Überprüfbare Daten: Statistiken und Zahlen sollten überprüfbar sein und aus zuverlässigen Quellen stammen. Es ist wichtig, dass Daten transparent und nachvollziehbar präsentiert werden.
TikTok-Videos herunterladen
- TikTok Videos lassen sich in der App fürs Smartphone (nicht im Browser) herunterladen. Dazu wird der Teilen-Button geklickt. Es öffnet sich ein Feld mit verschiedenen Optionen, das Video zu teilen. In der unteren Reihe kann über „Video speichern“ das TikTok-Video heruntergeladen werden. Es wird automatisch als Videodatei in der Galerie des Endgeräts abgelegt.
- Bei manchen Videos ist die Option aufgrund von Bild- und Persönlichkeitsrechten durch den*die Creator*in ausgestellt. Das Video kann in dem Fall über die bei Smartphones integrierte Option „Bildschirmaufnahme“ aufgenommen werden, sollte dann aber ausschließlich in einem geschützten Rahmen und keinesfalls öffentlich weiter verwendet werden.
- Bei Android Handys befindet sich diese Funktion in der Benachrichtigungsleiste, die sich öffnet, indem man vom oberen Bildschirmrand nach unten wischt. Shortcuts für Einstellungen erscheinen nach erneutem Wischen vom oberen Bildschirmrand nach unten. Hier taucht dann die „Bildschirmaufnahme“ auf. Sie können gewünschte Einstellungen für die Aufnahme vornehmen und nach Klick auf Start wird der Bildschirm nach einem Countdown aufgezeichnet. Diese wird dann automatisch gespeichert.
- Bei Apple Geräten lässt sich der Aufnahme Button im Kontrollzentrum integrieren. Indem über Einstellungen und Kontrollzentrum die Funktion „Bildschirmaufnahme“ dem Kontrollzentrum hinzugefügt werden kann, also als Button bei den Shortcuts erscheint, welche über das Wischen vom unteren Bildschirmrand nach oben angezeigt werden. Nach auswählen des Aufnahmebuttons im Kontrollzentrum wird die Aufnahme nach kurzem Countdown gestartet und anschließend in der Galerie gespeichert.
QR-Codes erstellen
QR-Codes lassen sich ganz einfach mithilfe von QR-Code-Generatoren erstellen. Dazu wird die URL benötigt, welche direkt zum TikTok-Video führt (entweder auf TikTok selbst oder in einer Cloud). Diese kann auf der Seite https://www.qrcode-generator.de/ (oder einer ähnlichen) eingegeben werden. Es wird automatisch ein QR-Code erzeugt, welcher beim Scannen die entsprechende Seite aufruft.
Die folgenden TikToks wurden bei der Durchführung der Übung „TikTok-Wahrheitsbarometer“ im Rahmen einer Workshopreihe in der Berufsvorbereitung genutzt. Die darin aufgegriffenen Themen sind teilweise an die Interessen der Gruppe angepasst. Diese ergaben sich aus der vorherigen Übung, in der Interessen mit dem Tool Mentimeter erfasst wurden. Die folgenden Beispiel-TikToks dienen zur Anregung und können durch eigene ersetzt werden.
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Meerjungfrauen einklappen
Stilmittel: dokumentarisch
Thema: Übernatürliches (Beweis für Existenz von Meerjungfrauen)
Zum Video: Kanal des Videos nennt sich „thespookypage“ (250k Follower*innen, 5,8 Mio Likes, https://www.tiktok.com/@thespookypage), das Meerjungfrauen-Video ist gepinnt und hat knapp 9 Mio Views, haben viele ähnliche Videos zu kruden Ideen.Die Farbe des Wassers verändert sich als die Meerjungfrau erscheint; das Licht an der Oberfläche weist auf eine Tiefe hin, die für Taucher*innen gut erreichbar ist; mystisches Raunen aber dennoch möglich, denn nur 5 Prozent des Meeresbodens seien erforscht – in Wahrheit sind es wohl schon 20 Prozent, aber trotzdem warten da bestimmt noch große Geheimnisse.
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Geister einklappen
Stilmittel: dokumentarisch und spooky Musik
Thema: Übernatürliches (Geister)
Zum Video: Kanal ist mysteryjp (https://www.tiktok.com/@mysterysjp); ein japanischer Kanal, der nur Geistervideos macht; insgesamt knapp eine Mio. Follower*innen und 20 Mio. Likes; Videos von der gleichen Machart finden sich da zuhauf. -
Glitches in der Matrix einklappen
Stilmittel: dokumentarisch und Musik
Thema: Übernatürliches
Zum Video: Ryancarter170 (https://www.tiktok.com/@ryancarter170) macht nur solche Videos; steht am Anfang mit erhobenen Zeigefinger da; insgesamt hat sein Kanal über 3 Mio. Follower*innen und knapp 90 Mio. Likes. -
Fake Klimakleber einklappen
Stilmittel: Dokumentarisch, aber auch aus verschiedenen Perspektiven inszeniert und dramatisiert, ging dem Content Creator um ein soziales Experiment
Thema: Klimakleber (Stimmungsmache und klare Positionierung gegen Klimakleber im YouTube-Video)
Zum Video: Alper.Abii (https://www.tiktok.com/@alper.abii) ist auch auf YouTube und Instagram; er hat eine Autovermietung (https://www.instagram.com/dob_rent/?hl=de)Auf TikTok hat er drei Videos gepinnt, die alle mehrere Mio. Views haben und gegen Klimakleber sind. Dort gibt es auch ein Video von sieben Minuten zur Aktion, die auf TikTok zu sehen ist (https://www.youtube.com/watch?v=58-p6pdL7RU). In dem Video ist zu sehen, dass sich Alper gegen Klimakleber positioniert und ein soziales Experiment machen will (wofür wird nicht deutlich), er fährt durch die Wuppertaler Innenstadt, vier angebliche Klimaaktivist*innen sprühen sein Auto voll (lässt sich leicht wieder abwaschen), Passant*innen filmen, jemand ruft die Polizei, Alper erklärt ihnen, worum es geht und kommt davon, am Ende erklärt er mehrere Minuten, warum „Klimakleber“ nichts Gutes tun – sie würden noch mehr Stau verursachen und der sorge wiederum für Abgase und es hätte sowieso niemand Lust, über das Klima nachzudenken.
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Klimawandel einklappen
Stilmittel: “Seriosität” (argumentiert mit Statistik, ist aber sehr einseitig und leicht zu hinterfragen)
Thema: Skepsis gegenüber Klimawandel, sein Argument: Waldbrände werden vom Menschen ausgelöst
Zum Video: Hosshopflightning (https://www.tiktok.com/@hosshopflightning, 15k Follower*innen 300k Likes) macht Content zu Mindset, News und Politik. Darunter sind Videos gegen die Coronaimpfung und über den Ukraine Krieg (Der Sprecher heißt Philip Hopf und wird im Kontext rechter Inhalte verhandelt: https://www.belltower.news/life-und-finanzcoaches-wie-neoliberale-maennerfantasien-den-weg-in-den-faschismus-ebnen-150257/)Im Video argumentiert er mit einer Waldbrandstatistik gegen den Klimawandel, indem er sagt, dass der Mensch hauptverantwortlich für Waldbrände ist. Ja, ist er. Aber dass es an so vielen Orten stark brennen kann, hat mit dem Klimawandel zu tun und nicht mit dem Menschen.
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Katastrophe in der Zukunft einklappen
Stilmittel: Inszenierung von Bedrohung, Follower*innen des Kanals können sich durch Infos retten
Thema: Untergangszenarien und Zeitreisender (Übernatürliches)
Zum Video: Der Erzähler von Quanten_Vorhersagen (https://www.tiktok.com/@quanten_vorhersagen, 19k Follower*innen, 70k Likes) ist angeblich ein Zeitreisender aus dem Jahre 2135, der zurückkommt, um uns vor Katastrophen zu warnen. In dem Video (70k Views) wird über Los Angeles, Shanghai und Tokio gesprochen. Am Ende geht es darum, in den Kommentaren zu widersprechen und es werden 15 Euro versprochen, wenn die Ereignisse nicht eintreffen. Krasses Clickbaiting.