Um die im Film aufgegriffenen Aspekte für Jugendliche greifbar zu machen, wird die Produktion durch ein Materialpaket für den Einsatz in der pädagogischen Praxis gerahmt. Dieses enthält Übungen, Arbeitsblätter und Hintergrundinformationen zu den Themen Identität, Gemeinschaft, Lebenswandel und Toleranz..

Die Übungen in Modul 1 erfordern das konkrete Arbeiten am Film. Modul 2 und 3 lassen sich aber losgelöst von diesem bearbeiten.

Der Film »Metanoia«

14:13 Min. Film von 2020

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Written by: Alina Podschun, Vicy Oesterle
Director: Alina Podschun
Producer: Thea Herrmann
Line Producer: Nicole Brautzsch
Production Assistant: 
Clothaire Hanania

Praxismodule

Zeit: ca. 5 Stunden, 20 min

Zielgruppe: ab Klasse 9

Einsatz in: Schule und außerschulischer Bereich

Das Materialpaket zu Metanoia beinhaltet drei Module. Der Film ist im ersten Modul platziert. Da der Film viele Fragen und Themen aufwerfen kann, ist eine intensive Auswertung wichtig. Eine gesonderte Vorbereitung für den Film ist nicht nötig. Teile der Module 2 und 3 können auch ohne den Eindruck des Films durchgeführt werden.

Das erste Modul arbeitet sich nah am Film in die Themen „Identität, Gemeinschaft, Lebenswandel und Toleranz“ ein. Es beleuchtet die Darstellung der Protagonistinnen, die Stilmittel und die dramaturgische Wendung. Die Gegensätzlichkeit der Hauptfiguren sowie die Machart des Films werfen Fragen auf, die abwechslungsreich bearbeitet werden.

Das zweite Modul konzentriert sich auf das Verhältnis von Menschen zu ihrer sozialen und kulturellen Umwelt, ausgehend von Erfahrungen und dem Wissen der Teilnehmenden. Sie reflektieren, inwiefern sie Teil von Gemeinschaften sind und welche Rolle dies für ihr Leben spielt. Dadurch können Zwänge, Widerstände sowie Chancen und Möglichkeiten durch das Leben in Gemeinschaften erkannt und reflektiert werden.

Das dritte Modul fokussiert die Gesamtheit der Gesellschaft. Zentral ist die Frage: „Wie funktioniert unser Zusammenleben?“ Neben einem Rollenspiel wird eine kreative Arbeit mit medialen oder analogen Mitteln den Abschluss der Einheit bilden.

Ziele:

  1. Sensibilisierung für unterschiedliche Lebensentwürfe
  2. Reflexion des eigenen Verhältnisses zu Gruppen und Gemeinschaften
  3. Analyse von Lebensentwürfen und Gründen für Lebenswandel
  4. Erkennen und Reflexion von Widerständen und Einschränkungen bei wichtigen persönlichen Entscheidungen
  5. Das Gelernte soll auf die Frage nach notwendigen Werten wie Offenheit und Toleranz als Grundpfeiler einer pluralen Gesellschaft transferiert werden
  6. Stärkung von toleranter Haltung gegenüber der Vielfalt an Lebensentwürfen

Das Materialpaket beinhaltet Übungen, die zu einer reflektierenden und kreativen Bearbeitung der Kernthemen aus dem Film anregen sollen. Die Übungen enthalten konkrete Zielstellungen, Ablaufpläne, Tipps und Arbeitsmittel.

Der zeitliche Umfang der drei Module sind etwa 5 Zeitstunden. Das Modul 1 richtet sich stark auf den Film aus. Modul 2 und 3 können auch ohne den Film durchgeführt werden. Die Module bauen teilweise aufeinander auf, jedoch können hier auch einzelne Übungen isoliert durchgeführt werden. Die Übungen und die Arbeit mit dem Film benötigen kein Vorwissen der Teilnehmenden. Jedoch benötigt eine tiefergehende Beschäftigung mit Themen wie „Toleranz“, „Diversität“ und „Lebenswandel“ eine gewisse Abstraktionsfähigkeit und Bereitschaft der Teilnehmenden. Daher ist das Materialpaket für Gruppen ab 14 Jahren empfohlen.

Abgesehen von der Filmrezeption kann das Materialpaket ohne digitale Medien durchgeführt werden, jedoch bieten sich an mehreren Stellen digitale Lösungen an, um bspw. anonymer, dezentraler oder kreativ arbeiten zu können. Der Raum zur Durchführung sollte flexibel verstellbar und groß genug sein. Das Setting wechselt zwischen Stuhlkreis (Plenum), Einzelarbeit und Kleingruppen (an Tischen).

Modul 1: „Metanoia – Gegensätze im Wandel“         

  1. Filmsichtung
  2. Gegensätze
  3. Sicherheit und Freiheit
  4. Wie geht’s weiter?

Modul 2: „Die Gemeinschaft und ich“

  1. Mittendrin
  2. Lebensziele

Modul 3: „Wie funktioniert Zusammenleben?“

1. Diskussion

2. Unser idealer Ort

Hintergrundinfo zum übergeordneten Thema des Films 

Die Gegenüberstellung der beiden Lebensentwürfe spiegelt mehrere Phänomene und Prozesse, die u.a. in der Soziologie mit dem Begriff der „Postmoderne“ umschrieben werden. Als der „Moderne“ folgende Ära wird sie meist dadurch beschrieben, dass ehemals festere und tradierte Strukturen im Lebensvollzug der Menschen zunehmend aufbrechen und verflüssigen. Diese fehlende Einbettung in gegebene Strukturen hinterlässt gegebenenfalls ein Struktur- und Sinnvakuum. Die gewonnene Freiheit der Menschen durch die Ablösung aus den tradierten „Ketten“ darf bzw. muss durch neue Konstruktion von Struktur und Sinn ersetzt werden. 

Während in der historischen Moderne (etwa 19./20. Jahrhundert) Berufswege, Verheiratung, Lebensplanung, Geschlechterrollenbilder, Kulturräume uvm. noch klarer vorgezeichnet waren, brachen diese Lebenskonstanten in den letzten Jahrzehnten zusehens  auf. Dies ist auch eine Errungenschaft von politischem Widerstand, juristischen Kämpfen und liberalen Kräften, die eint, dem Individuum an sich damit mehr Souveränität und Selbstbestimmung verschaffen zu wollen. 

Freiheit: Vom Privileg zur Qual 

Es ist eine Tendenz wahrnehmbar, dass Menschen darunter leiden, viele Optionen zur Wahl zu haben. Sie leiden unter Orientierungslosigkeit und einem Sinnvakuum. Wenn sie nicht lernen, sich eigene Strukturen und Sinne zu konstruieren, sind sie unweigerlich auf einer Suche, die auch in ein „Irren“ übergehen kann. Manche verlieren in sich in Zerstreuung, Konsum, Drogen, Vereinzelung und bekommen ihre eigentliche Sehnsucht nach Halt, Struktur, Sinn und Antworten nicht gestillt. 

Auf der anderen Seite gibt es viele Menschen, die in engen Strukturen und deren Regeln leben (müssen) und darunter leiden. Sie tendieren im Gegensatz dazu, aus diesen Strukturen ausbrechen zu wollen, da diese sie gefangen halten und an ihrer Entfaltung hindern. Diese Strukturen können sehr sichtbar und klar, aber auch genauso subtil und unsichtbar sein. 

Diese Polarisierung zwischen den Lebensumständen und Lebenseinstellungen stellt der Film dar. 

Umgang mit Vielfalt 

Gleichzeitig eröffnet der Film Fragen, wie wir mit unterschiedlichen Lebensentwürfen / Kulturen umgehen, wenn wir ihnen begegnen. Die Darstellung konzentriert sich auf eine komplexitätsreduzierte Variante, die ein klares „schwarz-weiß“-Bild zeichnet. Davon ausgehend lässt sich jedoch sehr gut abstrahieren, wie wir als plurale Gesellschaft funktionieren, auf abstrakter, ganzheitlicher Ebene, jedoch auch auf persönlicher Ebene. Insbesondere wird dies dann deutlich, wenn Personen aus dem „Raster“ fallen oder „Anders“ sind bzw. sich für einen neuen Weg entscheiden, der sich von der bisherigen Gemeinschaft abgrenzt. Grundlegende Werte wie Toleranz, Offenheit und Vielfalt können anhand dessen gut diskutiert werden. 

Das Materialpaket können Sie zusammenhängend als PDF herunterladen:

Feedback Modul
Das Feedback Modul bietet Anregungen zu Reflexions- und Feedbackmethoden. Es ist thematisch nicht an das Materialpaket gebunden und kann individuell angepasst oder erweitert werden. Es kann hier als PDF heruntergeladen werden.