Was soziale Medien verändern

Die Verbreitung sozialer Medien lässt sich als Teil des kulturhistorischen Prozesses der Mediatisierung verstehen (Krotz 2007). Mediatisierung beschreibt, wie Medien (z. B. Schrift, Radio, TV, digitale Medien) unterschiedliche Teilbereiche der Gesellschaft durchdringen und verändern. Am Beispiel soziale Medien lässt sich das mithilfe von drei Aspekten ausführen:

(1) Soziale Medien verändern die Kommunikation. Sie erleichtern es, Inhalte zu bearbeiten und zu teilen, und machen dadurch eine Vielzahl an Informationen individuell zugänglich. Außerdem bieten sie verschiedene Ausprägungen dialogischer Elemente, die Teilhabeprozesse fördern und Rollenwechsel zwischen Sender*innen und Empfänger*innen ermöglichen.

(2) Die Möglichkeiten der Kommunikation und Interaktion machen soziale Medien zu wichtigen Sozialräumen für die Identitätsarbeit Jugendlicher und die Meinungsbildung breiter Schichten der Bevölkerung. Damit ergänzen, verändern und erweitern Wikis, Plattformen, Netzwerke und Messengerdienste tradierte Sozialformen und bewirken gesellschaftlichen Wandel (Griese et al. 2020, S. 17ff.).

(3) Soziale Medien verändern die Wirkweisen gesellschaftlicher Öffentlichkeiten. Im klassischen Konzept von Öffentlichkeit werden drei Ebenen unterschieden, die nur gering miteinander vernetzt sind: Begegnungsöffentlichkeiten, Versammlungsöffentlichkeiten und massenmediale Öffentlichkeit. Nur die letztgenannte produziert mediale Inhalte, die von einer großen Öffentlichkeit wahrgenommen werden (Gerhards/Neidhardt 1990). Durch die Mediatisierung von Begegnungs- und Versammlungsöffentlichkeit entstehen gegenwärtig jedoch auch auf den anderen beiden Ebenen mannigfach mediale Inhalte, die über soziale Medien verbreitet, dort teilweise von einer Vielzahl von Menschen rezipiert und auch von Massenmedien aufgegriffen werden. Wie genau sich die politische Öffentlichkeit dadurch verändert, wird gegenwärtig in Wissenschaft, Politik und Journalismus breit diskutiert (z. B. Jarren/Klinger 2017; Lindern 2020).

Auswirkungen auf das Handeln mit medialen Inhalten

Die drei skizzierten Veränderungen haben Auswirkungen darauf, wie sich Menschen informieren, ihre Meinung bilden und wie in der politischen Öffentlichkeit gesellschaftliche Problemlagen diskutiert werden (Griese et al. 2020). Das hat auch Einfluss darauf, welche Resonanz Verschwörungserzählungen in der Bevölkerung erfahren. Als eine wichtige Veränderung der letzten Jahre kann gelten, dass das Online-Medien für Menschen unter 45 Jahren zur Hauptnachrichtenquelle geworden ist. Das gilt bereits für 69 Prozent der 18- bis 24-Jährigen, wobei soziale Medien unter den digital genutzten Angeboten den größten Teil ausmachen (Hölig/Hasebrink 2019, S. 20f.). Wichtig ist dabei, dass soziale Medien ein sehr unterschiedliches Medienmenü bereitstellten. Über Videoplattformen, Netzwerke und Messengerdienste kommen Rezipient*innen mit User-Generated Content, den Inhalten alternativer Medien [1], aber auch der Berichterstattung klassischer Massen- und Qualitätsmedien, in Kontakt. Der oftmals mit sozialen Medien verbundene Effekt der informationellen Filterblase, der besagt, dass User*innen durch die Vernetzung mit gleichgesinnten Freund*innen und die algorithmische Sortierung der Inhalte mit von ihren Positionen abweichenden Informationen in sozialen Medien kaum noch in Kontakt kommen, sollte deswegen kritisch hinterfragt werden (Bruns 2019; Griese et al. 2020, S. 30). In Abgrenzung zur Filterblase schreibt Pörksen vom Filter Clash: In digitalen Medien sei man „mit einem Mal […] mit den unterschiedlichsten Lebenswelten konfrontiert, erfährt die Kontingenz und Komplexität von Wirklichkeit schon nach ein paar Klicks“ (Pörksen 2018, S. 12f.). Festzuhalten ist aber auch, dass soziale Medien in den meisten Fällen – Ausnahmen sind beispielsweise bekannte Wikis – von privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen betrieben werden. Für diese sind Profite mindestens genauso wichtig wie die gesellschaftliche Funktion ihrer Angebote, die in den letzten Jahren zunehmend zu wichtigen Faktoren der öffentlichen, politischen Auseinandersetzung geworden sind.

Abb. 2, Soziale Medien als digitaler Sozialraum Quelle

Das ist ein Grund dafür, dass ein sozialförderlicher Umgang mit der Publikation problematischer Inhalte in sozialen Medien durch die Plattformbetreiber bis heute Gegenstand lebhafter Debatten ist. So wird beispielsweise kritisiert, dass die Algorithmen sozialer Medien eine Aufmerksamkeitsökonomie befördern, in deren Logik die Intensität negativer wie positiver Interaktionen – Shitstorms und Lovestorms – die Verbreitung entsprechender Inhalte erhöht (Pörksen 2018, S. 62ff.). Dabei spielen teilweise auch soziale Bots eine Rolle, die ihrer Programmierung entsprechend große Mengen von Accounts so organisieren, dass sie gemeinsam zu bestimmten Themen Interaktionen generieren, um Aufmerksamkeit zu simulieren und Reichweite zu schaffen (Hegelich/Janetzko 2016). Auf diese Weise kann die Wahrnehmung des Meinungsklimas einer großen Zahl von User*innen beeinflusst werden. Denn diesen werden in ihren Feeds auch Inhalte als wichtig angezeigt, die stark umkämpft und/oder sogar strategisch verstärkt wurden. Betrifft dies populistische oder sogar extremistische Inhalte, dann ist der Umgang mit diesen Inhalten aufgrund fehlender Kontexte und starker Emotionalisierung herausfordernder als in journalistischen Medien. Das ist eine allgemeine Herausforderung politischer Meinungsbildung in sozialen Medien, gilt aber auch für Inhalte zu Verschwörungserzählungen und betrifft besonders die Medienrezeption von Jugendlichen.

Medienpädagogische Ansätze für die praktische Arbeit

Es gibt verschiedene medienpädagogische Methoden, mit denen Jugendliche zu einem kritischen Umgang mit Verschwörungserzählungen befähigt werden können.[2] Eine gute Grundlage bieten die Ansätze der aktiven Medienarbeit (Schell 2003) und spezieller der themenzentrierten Medienarbeit (Keilhauer/Schorb 2010). Beide Ansätze gehen davon aus, dass Jugendliche durch die aktive Erstellung von Medien dazu befähigt werden können, Medien und dahinterliegende Zusammenhänge zu verstehen sowie eigene Positionen zu einem Thema zu entwickeln und medial zu artikulieren. Durch diese Ansätze wird die Medienkompetenz der Jugendlichen über bloße Bedienkompetenzen hinaus gefördert. Zentral ist die Kompetenz zum kritischen Hinterfragen und Einordnen von Medien, ihren Inhalten, Unternehmenszielen und Akteur*innen. Die aktive und themenzentrierte Medienarbeit bietet sich deswegen auch für die pädagogische Auseinandersetzung mit Verschwörungserzählungen an.

Das Modellprojekt RISE – Jugendkulturelle Antworten auf islamistischen Extremismus[3] ist ein Beispiel dafür, wie Jugendliche durch die Erstellung eigener Kurzfilme für die Auseinandersetzung mit problematischen Narrativen im Internet gestärkt werden können. Zu den Themen Gender , Gesellschaftskritik, Pluralismus, Werte und Religion sowie Rassismus entwickeln und produzieren junge Menschen im Alter von 14 bis 26 Jahren eigene Kurzfilme. Während des Produktionsprozesses findet eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema und den medialen Darstellungen statt. Die Jugendlichen entwickeln eigene Positionen, die sie durch ihre Kurzfilme artikulieren und sichtbar machen. Die entstehenden Filme werden durch pädagogische Materialien gerahmt und auf rise-jugendkultur.de veröffentlicht, sodass Fachkräfte sie nutzen können. Ergänzt werden die Filme durch Anregungen zum methodischen Einsatz und durch Hintergrundinformationen zu einzelnen Aspekten.

Neben der aktiven und themenzentrierten Medienarbeit finden sich unterschiedliche Tipps und Ansätze zum Umgang mit Verschwörungserzählungen in sozialen Medien. Sie reichen von Ignorieren, Distanzieren, Zuhören und Ins-Gespräch-Kommen bis hin zum Entlarven der „Theorien“ durch Fakten, dem sogenannten Debunking. Letzteres führt allerdings häufig zu endlosen Diskussionen oder Streitgesprächen im Netz, die die einzelnen Positionen von „Gläubigen“ und „Nicht-Gläubigen“ scheinbar noch verstärken. Dass Debunking, sowohl online als auch offline, nicht besonders gut funktioniert, wenn die Verbreiter*innen bereits geschlossene Weltbilder entwickelt haben, wird auch in der aktuellen Fachdiskussion deutlich. Verschwörungserzählungen bedienen sich bewusst einzelner belegter Fakten, wählen jedoch nur diejenigen aus, die das eigene Weltbild stützen und somit plausibel erscheinen lassen. Fakten werden schnell ignoriert oder selbst zu einem Teil der Verschwörung erklärt (Butter 2018, S. 227). Durch Vertuschung und Verheimlichung der Verschwörer*innen werden aus ihrer Sicht ihre Möglichkeiten untergraben, eigene Beweise zu liefern. Somit wird die Beweislast, dass es sich um keine Verschwörung handelt, an die Gesprächspartner*innen zurückgegeben (Skudlarek 2020).

Abb. 3, Aufnahme aus einem Workshop im Projekt „TruthTellers“

Die Vernetzungsmöglichkeiten mit anderen Gläubigen, die durch Algorithmen befördert werden können, begünstigen dabei die Bestätigung eigener Ideologien. Meinungen manifestieren sich und gewinnen an Plausibilität (jugendschutz.net 2015). Wenn das Verschwörungsdenken allerdings noch nicht mit einem geschlossenen Weltbild verbunden ist, kann ein Versuch gestartet werden, ein Gespräch auf konstruktiver und sachlicher Ebene zu führen. Bevor allerdings die Optionen einer angemessenen Reaktion auf Verbreiter*innen von Verschwörungserzählungen durchdacht werden können, müssen sie erst mal als solche identifiziert werden. Die Thematisierung von Verschwörungserzählungen, also die Analyse typischer Merkmale und Muster sowie der zugrunde liegenden Strukturen und Argumentationsstrategien, sollte bereits in der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen erfolgen (Fischer/Holler 2020). Doch wie kann man Verschwörungserzählungen mit Jugendlichen thematisieren, ohne deren Aufmerksamkeit explizit auf diese Geschichten zu lenken? Wie kann die Begeisterungsfähigkeit für Mysteriöses und Absurdes genutzt werden, um wichtige Aspekte und Risiken von Verschwörungserzählungen zu besprechen, und mit welchen aktiven Methoden kann man skeptisch-kritisches Hinterfragen bei Jugendlichen fördern?

Medienkritikfähigkeit als Teil ganzheitlicher Ansätze

Erreichen Jugendliche Inhalte zu Verschwörungserzählungen in privaten Chats mit Freund*innen und Familienmitgliedern, bekommen sie eine höhere Relevanz, als wenn sie ihnen beim Surfen im Netz begegnen. Denn Chats in Messengerdiensten und in Netzwerken mit Freund*innen sind semiprivate Räume, in denen auch Zugehörigkeit und Gemeinschaft verhandelt wird. Verschwörungserzählungen bieten darüber hinaus emotional aufgeladene, mysteriöse und spannende Geschichten. Selbstbezeichnungen wie Freiheitskämpfer oder Infokrieger sorgen für ein heldenhaftes Image, was für einige Jugendliche attraktiv sein kann. Im Kampf um Wahrheit und Frieden bieten die Erzählungen ein besonderes Identifikationspotenzial für nach Orientierung suchende Jugendliche (jugendschutz.net 2015). Im Zusammenhang mit Verschwörungserzählungen werden außerdem immer wieder Falschnachrichten verbreitet. Es ist also essenziell, mit Jugendlichen über Quellenkritik zu sprechen. Sie benötigen das grundlegende Handwerkzeug, um Desinformationen zu erkennen sowie Fakten zu prüfen und die Kriterien von seriösem Journalismus anwenden zu können.

Es reicht nicht mehr aus, Jugendliche darin zu schulen, durch vorgegebene Prüfwerkzeuge Fake News zu erkennen und diese mit Fakten zu widerlegen.

Diese Fähigkeiten zu fördern, ist allerdings nur ein kleiner Teil einer ganzheitlichen Betrachtung, wenn es um den Umgang mit Verschwörungserzählungen geht. Es reicht nicht mehr aus, Jugendliche darin zu schulen, durch vorgegebene Prüfwerkzeuge Fake News zu erkennen und diese mit Fakten zu widerlegen. Vielmehr braucht es eine intensive Auseinandersetzung mit den dahinterstehenden Mechanismen, um zu verstehen und darauf einzugehen, warum Menschen diese Inhalte verbreiten und eine Verschwörungserzählung in ihrer Situation für besonders glaubhaft erachten. Es geht darum, empathisch zu hinterfragen, warum eine Person eine Erzählung gerade mit mir teilt und welche Motivation dazu geführt hat. Welche Probleme stecken dahinter und warum nimmt diese Person eine Verschwörungserzählung als bestmögliche Lösung oder Antwort wahr? Welche (politischen) Absichten verfolgt sie mit der Verbreitung solcher Inhalte? Und was ist überhaupt „Wahrheit“? Erst dann ist ein Diskurs, die Entwicklung von Gegenstrategien oder aber auch eine Distanzierung von diesen Personen oder Gruppen möglich. Es bedarf einer ganzheitlichen Auseinandersetzung mit diesen Weltbildern und Narrativen, um sich der Mechanismen und Strategien bewusst zu werden und aktiv gegensteuern zu können.

Hier setzt auch die Idee des Projekts TruthTellers … trust me, if you can?! an.[4] TruthTellers bietet einen Rahmen, in dem sich Jugendliche in drei aufeinander abgestimmten Moduleinheiten parallel mit den Themen Wahrheit, Erzählungen und Ideologien auseinandersetzen können, um so für einen kritischen Umgang mit Verschwörungserzählungen und Fake News befähigt zu werden. Die Jugendlichen lernen, welche bedeutende Rolle Erzählungen, Glaube und Gefühle spielen, um Menschen für das eigene Weltbild, „die eigene Wahrheit“, zu überzeugen. Die jungen Teilnehmenden bedienen sich dabei selbst – unterstützt durch den Einsatz digitaler Tools – verschiedener Formen des Storytellings, um die Bedeutung von Narrativen und die Kraft des Erzählens selbstwirksam zu erfahren. Anhand von realen Biografien ausgewählter Personen entwickeln sie eigene Geschichten und Personas, um aufzuzeigen, wie Menschen zu Verschwörungsgläubigern werden und welche Erfahrungen und Vorbedingungen zu Radikalisierungsprozessen führen können. Nach der Durchführung der einzelnen Module werden die Ergebnisse des Modellprojektes sowie die Materialien und Medienprodukte der Jugendlichen, die sie selbst erstellt haben, auf einem Projektblog so aufbereitet, dass sie für zielgruppengerechte Workshops in schulischen und außerschulischen Bildungseinrichtungen genutzt werden können.

Alter Wein in neuen Schläuchen?

Verschwörungserzählungen sind kein neues Phänomen, ihre Verbreitung über soziale Medien hingegen schon. Die  große Aufmerksamkeit, die Verschwörungserzählungen durch ihre Präsenz in sozialen Medien – und im Zusammenspiel mit massenmedialer Berichterstattung – erfahren, verändert den politischen Diskurs und hat Auswirkungen auf das gesellschaftliche Meinungsklima. Das birgt Herausforderungen für sozialwissenschaftliche Forschung zum Wandel von Öffentlichkeit und politischer Meinungsbildung und für die pädagogische Praxis. Letztere sieht sich vor die Aufgabe gestellt, einerseits Räume zu schaffen, in denen es möglich ist, sich kritisch mit den Narrativen und Behauptungen von Verschwörungserzählungen auseinanderzusetzen, und anderseits das durch Verschwörungserzählungen gezielt gesteigerte Misstrauen gegenüber wichtigen gesellschaftlichen Institutionen (Medien, Politik, Wissenschaft) zu thematisieren.

Hierfür bieten sich Projekte an, die den Ansatz der oben beschriebenen aktiven Medienarbeit verfolgen und somit kritisch-reflexive Prozesse bei den Teilnehmenden zu einem Thema mit Peers und Fachkräften anregen. Projekte im Themenfeld der universellen Extremismusprävention sind z. B. RISE – Jugendkulturelle Antworten auf islamistischen Extremismus sowie bildmachen – Politische Bildung und Medienpädagogik zur Prävention religiös-extremistischer Ansprachen in sozialen Medien (https://www.bildmachen.net/). Hier setzen sich Jugendliche in eigenen Medienproduktionen u.a. mit Narrativen von Verschwörungserzählungen auseinander, da diese auch bei extremistischen Ansprachen eine Rolle spielen. Auch beim Projekt TruthTellers, das zur ganzheitlichen Förderung von Informationskompetenz konzipiert wurde, geht es im Kern um die dahinterstehenden Narrative und Geschichten. Hier wird deutlich, dass die Berührungspunkte und somit notwendige pädagogische Auseinandersetzung viele Kompetenzbereiche betreffen und diese miteinander verknüpft werden müssen. Vielversprechend ist in der Praxis die Kombination von Medienpädagogik und politischer Bildung. Denn ohne die Kenntnis der dahinterstehenden Ideologien ist das Produzieren von Gegennarrativen oder alternativen Narrativen nicht möglich. Um nicht explizit auf einzelne Verschwörungserzählungen einzugehen und diesen eine Bühne zu bieten, können allgemeingültige Mechanismen und Möglichkeiten des Storytellings, wie z. B. das „Einteilen in Gut und Böse“ oder „die Heldenreise“, zur Veranschaulichung der Geschichten genutzt werden.

Aktive Medienarbeit erfordert durch den Produktionsprozess und die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Zeitkapazitäten. Wer diese im pädagogischen Alltag nicht findet, kann bereits bestehende mediale Inhalte beispielsweise als Anreize für Gruppendiskussionen nutzen, um über Verbreitungswege, Kontaktpunkte, die Intention der Absender*innen oder die Machart der jeweiligen Inhalte zu reflektieren. Auf diese Weise werden das Wissen und die Reflexion über Medien und das eigene Medienhandeln als wichtige Dimensionen von Medienkompetenz gestärkt (Schorb 2017). Sowohl handlungsorientierte als auch kognitiv-reflexive medienpädagogische Methoden sind also – idealerweise in Kombination – wichtige Ansätze zur kritischen Auseinandersetzung mit Verschwörungserzählungen.

veröffentlicht am 16.06.2021

Der Text ist Teil der Handreichung „Zum kritischen Umgang mit Verschwörungstheorien: Erkenntnisse für die pädagogische Praxis„, publiziert im Kontext des Projekts #vrschwrng der Berghof Foundation.

Literaturverzeichnis

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Butter, Michael (2018). „Nichts ist, wie es scheint“. Über Verschwörungstheorien. Berlin: Suhrkamp.

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Griese, Hannah/Brüggen, Niels/Materna, Georg/Müller, Eric (2020). Politische Meinungsbildung Jugendlicher in sozialen Medien. Zugänge, ausgewählte Befunde und aktuelle Einblicke in ein interdisziplinäres Forschungsfeld. München.https://www.jff.de/fileadmin/user_upload/jff/veroeffentlichungen/2020/jff_muenchen_2020_ veroeffentlichungen_politische_meinungsbildung.pdf [Zugriff: 10.06.2021]

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Zywietz, Bernd (2020). Was sind Verschwörungstheorien? Grundlegende Merkmale und Herausforderungen. Entstanden im Rahmen des Projektes RISE – Jugendkulturelle Antworten auf islamistischen Extremismus. https://rise-jugendkultur.de/artikel/was-sind-verschwoerungstheorien/ [Zugriff: 10.06.2021]

 

Einzelnachweise

  1. „Alternative Medien“ ist kein unproblematischer Begriff für Angebote, die gegenwärtig von vielen propagandistischen und rechtspopulistischen Inhalten durchsetzt sind. Anfänglich bezeichnete der Begriff linke, gegenkulturelle Angebote, die sich gegen eine vermachtete Öffentlichkeit stellten und Teilhabe und Partizipation marginalisierter Gruppen stärken wollten. Das gilt es kritisch zu reflektieren. Zurückspringen
  2. Je nach konkreter Zielstellung sind hier auch Hintergrundinformationen und Methoden relevant, die sich allge-meiner mit niederschwelligen extremistischen sowie populistischen Inhalten auseinandersetzen. Mit Beteiligung des JFF gab es dazu in den letzten Jahren verschiedene Projekte, die in unterschiedlichem Umfang auch Materi-alien über ihre Internetseiten zur Verfügung stellen, z.B. bildmachen.net (https://www.bildmachen.net/) und rise-jugendkultur.de (https://rise-jugendkultur.de/). Zurückspringen
  3. Das Modellprojekt RISE – Jugendkulturelle Antworten auf islamistischen Extremismus wird umgesetzt vom JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis in Kooperation mit ufuq.de, dem Medienzentrum PARABOL e.V., dem Netzwerk Vision Kino und jugendschutz.net. Gefördert ist das Projekt durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Zurückspringen
  4. Das Projekt TruthTellers vom JFF- Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis startete im Januar 2021 und wird gefördert durch die mabb – Medienanstalt Berlin-Brandenburg. Zurückspringen