Zeit

ca. 1,5 Stunden

Material
  • Arbeitsblatt „Diskriminierenden Aussagen entgegentreten“
  • Flipchartpapier mit Notizen aus der Definitionsübung zu Diskriminierung
  • Moderationskarten
  • Stifte
  • Smartphones/Tablets mit Internetzugang und der der App „KonterBUNT“

 

Hinweis: Bei dieser Übung ist es wichtig, dass sich die Moderation im Vorfeld mit den Aussagen auseinandersetzt und sich klar gegen Diskriminierung positioniert.

Ablauf

A) Handlungsmöglichkeiten einschätzen

Die Teilnehmenden betrachten die in Modul 1 beobachteten und gesammelten Situationen. Wenn Modul 1 nicht durchgeführt wurde, dann sammelt die Moderation zu Beginn mit den Teilnehmenden Situationen, in denen sie bereits Diskriminierung beobachtet haben. Ein Beispiel wird ausgewählt, die Moderation stellt folgende Fragen zur Anregung:

  • Würdet ihr in der Situation einschreiten? Wenn ja, warum findet ihr es wichtig? Wenn nein, warum nicht?
  • Was tut ihr, wenn Gewalt involviert ist?
  • Was wären Möglichkeiten, sich in Situationen, in denen ihr Diskriminierung beobachtet, solidarisch zu zeigen und die betroffene Person zu unterstützen? Wie würdet ihr vorgehen?
  • In welchen Fällen ist es wichtig, sich einzumischen, auch wenn keine betroffene Person anwesend ist?

 

B) Konterstrategien entwickeln

Menschen diskriminieren andere nicht immer direkt und von Angesicht zu Angesicht. Häufig findet Diskriminierung im Alltag nonverbal statt, indem sich z. B. im vollen Bus niemand neben einen Schwarzen Mann setzt. Aussagen, die andere Personen bewusst oder unbewusst stereotypisieren und diskriminieren, fallen oft in lockeren Gesprächen im Alltag. Dann ist es wichtig, Haltung zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen – vor allem, wenn die eigene Person nicht betroffen ist. Diese Übung zeigt Strategien auf, mit solchen Sätzen umzugehen.

  1. Jede Gruppe erhält ein Arbeitsblatt mit folgenden Aussagen.
  • „Die meisten Flüchtlinge kommen nach Deutschland, um sich wirtschaftlich zu verbessern.“
  • „Mädchen können kein Mathe.“
  • „Kinder werden schwul, weil in der Schule schon so früh darüber gesprochen wird.“
  • „Seit die Flüchtlinge hier sind, steigt die Kriminalität.“
  • „Arme Menschen sind faul und selbst daran schuld, weil sie sich nicht genug anstrengen.“
  • „Irgendwann ist doch mal Schluss mit der ewigen Nazikeule.“
  • „Die Flüchtlinge leben hier in Saus und Braus auf unsere Kosten.“
  • „Eine Frau mit Kopftuch wird von ihrem Mann dazu gezwungen.“
  • „Gewalt ist ein Teil des Islams, das sieht man ja am IS.“
  • „Wenn Männer weinen, sind sie eine Pussy.“

 

Die Teilnehmenden notieren in Gruppen auf Moderationskarten Gegenargumente zu den Beispielen. Sie müssen nicht auf alle Sätze eingehen, sondern können sich einzelne aussuchen oder eigene hinzufügen. Fällt es den Teilnehmenden schwer, eigene Ideen zum Umgang mit den Aussagen zu entwickeln, können sie die App „KonterBUNT“ verwenden. Diese bietet Anregungen für Argumente.

 

2. Die Ergebnisse werden vorgestellt und die Moderation fasst die Argumente auf einem Flipchart zusammen.

 

Beispiel

Bei „Seit die Flüchtlinge hier sind, steigt die Kriminalität“ könnten mögliche Gegenargumente der Teilnehmenden zum Beispiel so aussehen:

  • Geflüchtete gibt es schon immer oder welchen Zeitpunkt meinst du?
  • Wer sind „die Flüchtlinge“? Sind sie alle gleich?
  • Wo steht das? Auf welche Quelle bezieht sich das?
  • Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Herkunft und Kriminalität.
  • Ich wünsche mir, dass Menschen nicht pauschal beurteilt werden.
  • In Deutschland gab es schon immer Kriminalität
  • Ich finde es unfair und gefährlich zu behaupten, Ausländer seien krimineller als Deutsche.
  • etc.

Hinweis: Die Teilnehmenden sollten darauf hingewiesen werden, dass das Kontern zu diesen Themen im Alltag nur sinnvoll ist, wenn das Gegenüber sich auf einen sachlichen Austausch einlässt. In Diskussionen geht es nicht immer darum, die andere Person zu überzeugen. Wichtiger ist oft, gegenüber Umstehenden, die unsicher sind, eine deutliche Position und eine klare Haltung zu zeigen. Je nach Reaktion auf eine Stellungnahme ist es sinnvoll, das Gespräch abzubrechen. Andernfalls liefert die Argumentation dem Gegenüber nur einen zusätzlichen Raum, seine Sichtweisen mitzuteilen. Es kann mit den Teilnehmenden zusammen überlegt werden, wann ein Gespräch abgebrochen werden sollte.

C) Rollenspiel (optional)

Zwei Teilnehmende stellen Situationen nach, in die Gegenargumente eingebaut werden. Die Jugendlichen können sich dazu eine Situation überlegen, in der die gewählte Aussage getroffen wird, z. B. sagt ein Mitschüler, nachdem die Tischnachbarin eine 5 in der Mathearbeit bekommen hat: „Mädchen können ja sowieso kein Mathe!“ Eine dritte Person hat die Aufgabe, Gegenargumente auszuwählen und einzuschreiten. Die anderen Teilnehmenden beraten sie dabei.

Wenn etwas nicht funktioniert, kann die dritte Person auch eine andere Strategie wählen.

Die Zuschauenden beobachten dabei genau, was ihnen auffällt, was gut funktioniert, was weniger gut.

Das Rollenspiel kann mit anderen Situationen und anderen Teilnehmenden wiederholt werden.

Im Anschluss an jedes Rollenspiel wird im Plenum, angeleitet durch die Moderation, besprochen, was gut geklappt hat und welche Strategie weniger erfolgreich war.

  • Was ist euch aufgefallen? Welche Strategien haben besonders gut, welche besonders schlecht funktioniert?
  • Was macht es für euch schwierig, in einer solchen Situation einzuschreiten? Und was würde euch helfen/was braucht ihr in einer solchen Situation?