Grundlagen der Präventionsarbeit

Vertrauen und Vertraulichkeit

Präventionsarbeit und Gespräche zu oben genannten Themen sind nur denkbar, wenn Jugendliche das Gefühl haben, sich offen äußern zu können, ohne bewertet zu werden, und wenn grundlegend Vertrauen zwischen Pädagog*innen und Heranwachsenden hergestellt ist.

Haltung klären

Pädagog*innen sollten für sich und im Team ihre eigene Haltung zu bestimmten Themen – Kopftuch, Diskriminierungserfahrungen, Lebenswelten von Jugendlichen, Männlichkeit/Weiblichkeit/LSBITQ, Sexualität usw. – geklärt haben, um authentisch in den Austausch darüber gehen zu können. Dabei können auch Diskussionen im Team zu in Kapitel II. angesprochenen Themen hilfreich sein.

Reden und nachfragen statt argumentieren

In der Präventionsarbeit mit Jugendlichen lässt sich schnell feststellen, dass es nur bedingt die besseren Argumente gibt. Die Jugendlichen denken, handeln und erleben von einer ganz anderen Perspektive aus als (wir) die Pädagog*innen. Diese Perspektive müssen wir erst einmal verstehen, um ein vertrauensvolles Gespräch führen zu können. Dabei helfen Settings, die viel Raum für das offene Gespräch lassen und in denen die Pädagog*innen über weite Strecken „nur“ Gesprächsmodertor*innen sind.[2] Mit gezielten Nachfragen lassen sich Aussagen präzisieren, können hinterfragt und mit der Gruppe abgeglichen werden.

Haltung zeigen

Zu menschenverachtenden und demokratiefeindlichen Äußerungen sollen die Pädagog*innen eine klare Haltung beziehen. Dabei ist es wichtig, das Gesprächsangebot und die Beziehung aufrechtzuerhalten: „Ich bin absolut anderer Meinung. Aber es interessiert mich, warum du so anders denkst.“ Mit einer solchen Aussage wird das Gehörte nicht bewertet und das Gespräch aufrechterhalten.

Religionssensible Haltung

Im Themenfeld des religiös begründeten Extremismus ist eine religionssensible Haltung eine wichtige Grundlage. Man muss nur in bestimmten Fällen eine Spezialist*in für den Islam sein. Jedoch sollte ein grundlegendes Verständnis für Menschen vorhanden sein, die sich an einer höheren Ordnung orientieren und für die Spiritualität im Leben wichtig ist.

Zeit und Ressourcen für Prozessreflexionen

Präventionsarbeit braucht Zeit, vor allem auch in der Vor- und Nachbereitung. Es sollte die Möglichkeit bestehen, im Team über Ziele und Zielerreichung zu diskutieren, Projekte auszuwerten und Maßnahmen ggf. nach zu justieren. Nach Bedarf sollte die Möglichkeit der Team- oder Fallsupervision bestehen. Dazu ist es wichtig, dass der Träger der Präventionsmaßnahmen hinter dem Angebot steht und die Pädagog*innen entsprechend unterstützt. Sollte mit externen Fachkräften gearbeitet werden, sind vertrauensvolle Rahmenbedingungen und Kooperationsvereinbarungen mit klaren Rollenaufteilungen zentral.