Genderaspekte und die Erziehung von Kindern

Die Erziehung in islamistischen Familien ist in der  Regel von dem Dogma geprägt, dass die gesamte Lebensgestaltung buchstabengetreu nach dem Koran und der Sunna erfolgen sollte, und es wird angestrebt, ähnlich zu leben wie die ersten drei Generationen nach dem Propheten Mohammed (570–632 n. Chr.)[1]. Das hat Folgen für die familieninterne Geschlechterordnung. Töchter und Söhne werden in hohem Maße geschlechtsspezifisch erzogen und auf unterschiedliche Lebensaufgaben vorbereitet. Dementsprechend begleiten die Töchter die Mütter bei ihren täglichen Aufgaben, die sich insbesondere auf den häuslichen Bereich beziehen, die Söhne begleiten die Väter auch im öffentlichen Raum.

Eine gute religiöse und weltliche Ausbildung wird für Jungen wie Mädchen als wichtig angesehen und sollte so ausgestaltet sein, dass sie ein Mehrwert für die Gemeinschaft der Muslim*innen (die Umma) darstellt. Da Mütter Erziehung als Hauptaufgabe haben, kommt ihnen auch eine enorme Verantwortung zu, die Kinder im religiös fundamentalistischen Sinne zu erziehen, ihnen beizubringen, was erlaubt (halal) und was verboten (haram) ist, sie vor den Gefahren und Versuchungen der westlichen Welt und der Lebensweise von Nicht-Muslim*innen bzw. der von modernen (nicht fundamentalistischen) Muslim*innen zu warnen und sie gegen äußere verbotene Einflüsse abzuschotten. Dazu kommt, dass sie für die Tugendhaftigkeit und „sexuelle“ Unversehrtheit der Töchter zu sorgen haben. So sollen sich junge Frauen unauffällig kleiden und verhalten, denn Unsichtbarkeit gilt für das weibliche Geschlecht als wichtige Tugend.