Der Umgang mit Konflikten als Entwicklungsaufgabe

Mau et al. legen eine soziologische Analyse vor. Die von ihnen skizzierten Triggerpunkte sind jedoch auch für die pädagogische Arbeit relevant, ganz besonders wenn sie die politische Partizipation junger Menschen und ihre Kompetenzen in der Aushandlung kontroverser Themen stärken soll. Themen wie Gender, Rassismus oder Klimawandel sind auch für junge Menschen wichtig (vgl. Kruse 2022; Materna et al. 2021). Die Auseinandersetzung mit diesen Themen ist für viele von ihnen Teil der Herausbildung der eigenen Identität:  

Identität wird hier verstanden als ein permanenter Aushandlungsprozess, in dem das Individuum versucht, über Handlungen/Verhalten eine Übereinstimmung zwischen der eigenen Selbstwahrnehmung und eigenen – antizipiertenVerhaltensstandards zu erhalten (Identitätsarbeit). […] Das Gelingen dieser Identitätsarbeit bemisst sich für das Subjekt von innen an dem Kriterium der Authentizität und von außen am Kriterium der Anerkennung(Keupp 2017). 

Abb. 6, Symboldbild Konflikte als Entwicklungsaufgabe, Quelle

Welches Gender junge Menschen leben, wie sie mit Rassismus umgehen oder inwieweit sie den Klimawandel als problematisch einschätzen, das hat nicht nur Auswirkungen darauf, wie sie sich verhalten, sondern auch darauf, inwieweit die Triggerpunkte gesellschaftspolitischer Konflikte für sie zu Aufregern werden. Denn wie sie sich zu den beschriebenen Konfliktthemen im Rahmen ihrer Identitätskonstruktionen positionieren, beeinflusst, von wem sie welche Form von Anerkennung oder Ablehnung erfahren. Ein im demokratischen Sinne gelingender Umgang mit Konflikten wird damit zu einer wichtigen Entwicklungsaufgabe junger Menschen und einer Voraussetzung politischer Mündigkeit (vgl. Kenner 2023, S. 9). Und gleichzeitig wird die pädagogische Unterstützung von Konfliktaushandlung zu einem wichtigen Beitrag zur Demokratieförderung. Ein gutes Beispiel dafür ist der Aktivismus gegen den Klimawandel.