Pluralismus als Herausforderung und Chance

Angesichts der gesellschaftlichen Pluralität ist es nicht verwunderlich, dass es in pluralistischen Gesellschaften zu Konflikten kommt. Dabei sind die Gründe für gesellschaftliche Konflikte vielfältig, beispielsweise stehen sich oft die Interessen von alleinstehenden Menschen und von Familien, von Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen oder von Mieter*innen und Vermieter*innen gegenüber. Das demokratische System ist darauf ausgelegt, solche Konflikte auszutragen, denn sie sind selbstverständlicher Teil pluraler Gesellschaften.

Besonders kontrovers werden seit Jahren Debatten rund um religiöse oder geschlechtliche Vielfalt ausgetragen. Dies spiegelt sich auch in pädagogischen Settings wider. Die Austragung gesellschaftlicher Kontroversen im schulischen Raum kann eine Herausforderung für Lehrkräfte darstellen. Aber pädagogische Räume können auch die Voraussetzungen dafür schaffen, Pluralität und damit einhergehende Konflikte als selbstverständlich anzusehen und die divergierende Position auch dann als legitim anzuerkennen, wenn sie den eigenen Perspektiven widerspricht. Kontroversen können zudem als Chance genutzt werden, den Umgang mit Konflikten als selbstverständlichen Teil demokratischer Aushandlungsprozesse einzuüben und die nötigen Kompetenzen für die Partizipation an demokratisch ausgetragenen Kontroversen zu erwerben. Anregungen dazu, wie über kontroverse Themen im Unterricht debattiert werden kann, finden sich beispielsweise in der Broschüre „Islamistische und rassistische Anschläge – ein Thema für Unterricht und Schule“.

Auch Anna Cornelia Reinhardt (Universität Osnabrück) beschreibt in ihrem Artikel „Konflikte in der Migrationsgesellschaft. Plädoyer für eine reflexive Streitkultur“, wie Konflikte im schulischen Raum nicht per se problematisiert, sondern als Teilhabebemühungen verstanden und mithilfe einer reflexiven Streitkultur gelöst werden können.