Rassismus gehört zu der Gesellschaft, in der wir leben. Und somit liegt es nicht fern zu sagen: Eine diskriminierungsfreie Bildung gibt es gegenwärtig nicht. Der Schulalltag vieler Kinder und Jugendlicher ist geprägt von unterschiedlichsten Formen der Ausgrenzung und Benachteiligung. Das zeigt auch der letzte Jahresbericht der Initiative für ein diskriminierungsfreies Bildungswesen (IDB) in Österreich: 2019 wurden insgesamt 403 Diskriminierungsfälle an Bildungseinrichtungen gemeldet, das sind 36 Prozent mehr als im Vergleich zum Vorjahr. Die häufigsten Gründe für Diskriminierung sind ethnische Herkunft, Religion bzw. Weltanschauung, Sexismus und Behindertenfeindlichkeit. Menschen, die aufgrund ihrer Religion bzw. Weltanschauung ausgegrenzt werden, sind in 74 Prozent der gemeldeten Fälle Muslim*innen, gefolgt von Jüdinnen und Juden mit 24 Prozent (IDB 2019, S. 12).

Abb. 9, Schulerfolg kann beeinflusst werden von Herkunft und Geschlecht, Quelle: Feodora, adobe.stock.com

Diese Zahlen zeigen, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Für die Etablierung eines diskriminierungsfreien Bildungswesens gilt es, nicht nur die Ausgrenzungserfahrungen betroffener Schüler*innen sichtbar zu machen, sondern auch die Auswirkungen von Diskriminierung an Schulen zu thematisieren (z. B. negative Folgen für den Lernerfolg und Selbstwert betroffener Schüler*innen) und die damit verbundenen Machtstrukturen (z. B. Lehrer*innen als Täter*innen und Autoritätspersonen) offenzulegen. Hier kommt die rassismuskritische Fachdidaktik bzw. Bildungsarbeit ins Spiel, die laut Simon und Fereidooni (2020) in einer Migrationsgesellschaft eine „unabdingbare Notwendigkeit“ darstellt.