4.2 Medienkompetenz

Für die Erlangung von Medienkompetenz ist auch die Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Otherings wesentlich, da dieses in Film, Fernsehen, Literatur und Lehrbüchern eine lange Tradition hat. Othering ist ein Prozess, in dem Menschen, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen, mittels Stereotypisierung zu „Anderen“ bzw. „Fremden“ gemacht werden. Schüler*innen sollen lernen, diese diskriminierende Praxis zu entlarven und zu dekonstruieren. Darüber hinaus sollen weiße Schüler*innen lernen, sich als Teil einer weißen, männlich dominierten Mehrheitsgesellschaft wahrzunehmen und das Selbstbild eben dieser Gesellschaft kritisch zu hinterfragen.

Grundsätzlich ist es von hoher Bedeutung, die Spuren weißer Überlegenheit in den Bildungsinstitutionen selbst sichtbar zu machen. „Es ist wichtig zu beachten“, so die IDB (2019, S. 25), „dass nicht nur Lehrpersonen und Mitschüler_innen rassistisch sein können, sondern auch die Bildungsinstitution und der Lehrplan, der dort gelehrt wird, selbst”. Im Schulsystem gibt es noch immer vorgefertigte Rollenbilder: Personen, die aufgrund ihrer Ethnie, Religion, Sexualität oder biologischen Geschlechts von der gesetzten Norm abweichen, sehen sich in Lehrplänen und Lehrbüchern entweder überhaupt nicht repräsentiert, oder sehen sich mit klischeebehafteten, abwertenden Darstellungen konfrontiert. Beispielhaft ist etwa die Darstellung Afrikas in Schulbüchern. Zahlreiche Studien machen deutlich, dass der Kontinent Afrika und dessen Einwohner*innen sehr einseitig dargestellt und vorrangig mit negativen Assoziationen abgebildet werden (Marmer 2013; Marmer/Sow 2013; Marmer/Ziai 2015). Dies hat nicht nur einen Einfluss auf das Selbstbild von betroffenen Personen, sondern reproduziert weiterhin vorurteilsbehaftete Bilder bei Menschen der Mehrheitsgesellschaft.