4.3 Ausbildung der Lehrkräfte

Obwohl die Institution Schule ein zentraler Ort zur Dekonstruktion von vorgefertigten Rollenbildern ist, kann kritische Bildungsarbeit nicht nur dort stattfinden. Sie muss auch dort passieren, wo Lehrer*innen aus- und weitergebildet werden. Bönkost (2020) hebt hervor: „ein diskriminierungskritischer Unterricht steht und fällt mit dem Wissen der Lehrkraft über strukturelle Diskriminierung, mit ihren vielfältigen Erscheinungsformen und diskriminierungskritische Bildungsarbeit“ (Bönkost 2020, S. 17). Daher ist es essenziell, dass pädagogische Hochschulen und Universitäten zu diskriminierungskritischen Orten werden und ihre Lehrpläne dementsprechend anpassen. Erstens, weil Diskriminierung auch an Hochschulen stattfindet, und zweitens, weil Lehrer*innen als die größte Täter*innengruppe bei Diskriminierungsfällen im Bildungssystem gelten (vgl. IDB 2019, S. 15).

In einem Interview mit dem Online-Magazin Edition F betont der deutsche Soziologe und Hochschullehrer Aladin El-Mafaalani, dass in der Ausbildung von Lehrer*innen und pädagogischem Personal zu wenig Unterrichtssensibilität gelehrt wird. Aber gerade in einer Migrationsgesellschaft, in der Bildungschancen so ungleich verteilt und soziale Ungerechtigkeiten so deutlich sind, sollte dies eine Voraussetzung sein. Es ist nicht möglich, alle Schüler*innen im Klassenzimmer gleich zu behandeln, denn abhängig vom Bildungsgrad und Einkommen ihrer Eltern bzw. Erziehungsberechtigten kommen sie alle von unterschiedlichen Startpositionen (Edition F 2020).

Simon und Fereidooni (2020) appellieren daher, dass die Lehrer*innenbildung „rassismuskritische Reflexionsanlässe bereitstellen muss, im Rahmen derer die Hierarchisierung kulturalisierender und rassismusrelevanter Markierungen dekonstruiert werden können.“ Denn erst wenn sich Lehrkräfte der sozialen Umstände und der Lebensrealitäten ihrer Schüler*innen bewusst sind, können sie es schaffen, rassismuskritisch zu arbeiten und in weiterer Folge Kinder und Jugendliche für dieses Thema zu sensibilisieren. Um es in den Worten der US-amerikanischen Schwarzen Aktivistin Audre Lorde zu sagen:

„Because we cannot fight old power in old power terms. The only way we can do it is by creating another whole structure that touches every aspect of our existence, at the same as we are resisting“ (Lorde/Rich 1981, S. 731).

Daher ist es wichtig, den herkömmlichen, traditionellen Unterricht umzudenken und das System Schule mithilfe rassismuskritischer Bildungsarbeit zu verändern. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, dies zu tun, aber zwei Ansätze werden im Folgenden präsentiert.