Ziel dieses Kapitels ist es, näher darzustellen, welche unterschiedlichen Formen von Informationsräumen bei jungen Menschen vorzufinden sind. Folgende Forschungsfragen wurden dafür formuliert: Über welche Möglichkeiten der Kommunikation und Verhandlung von Informationen verfügt das Subjekt in seinen Informationsräumen? Welche individuellen und sozialräumlichen Ressourcen kann das Subjekt hierfür mobilisieren bzw. auf welche kann es zurückgreifen? Einem relationalen Raumbegriff folgend, entsteht die Räumlichkeit sozialer Medien durch Interaktionsmöglichkeiten mit anderen User*innen bzw. in der Begrifflichkeit von Stalder (2016): durch (mediatisierte) Gemeinschaftlichkeit. Welche Interaktionsmöglichkeiten die (mediatisierte) Gemeinschaftlichkeit jedoch im Detail ermöglicht, hängt nicht nur davon ab, wie die Subjekte miteinander handeln und welche Nutzungsmotive sie haben, sondern auch davon, wie sie mit den Bedienstrukturen und Inhalten der Plattformen umgehen. Denn welche Inhalte ihnen angeboten werden (Referenzialität), entscheidet mit darüber, welche neuen Kontakte entstehen können (Gemeinschaftlichkeit). Ebenso schafft die algorithmische Sortierung (Algorithmizität) Möglichkeitsräume für Gemeinschaftlichkeit und Referenzialität, so wie die beiden letzteren auch die algorithmische Sortierung beeinflussen – wenn auch weniger zielgesteuert.  

Abb. 13, vier Formen von Informationsräumen, Copyright JFF

In der bereits oben zitierten Arbeit zur sozialraumbezogenen Netzwerkarbeit auf Facebook arbeiten Brüggen und Schemmerling (2013) drei Formen von Sozialräumen aus, die durch das Medienhandeln von Jugendlichen entstehen können. Diese Formen entsprechen jeweils den Nutzungsmotiven der jungen Menschen, in deren Medienhandeln sie entstehen. Brüggen/Schemmerling halten fest, dass die Jugendlichen ihre Netzwerke an Freund*innen und Bekannten über Facebook ausweiten, ergänzen oder eingrenzen können. An diese Studie schließt die vorliegende Arbeit an. Denn bei den im Projekt Isso! Jugendliche gegen Desinformation erhobenen Informationsräumen zeigen sich ähnliche Ausprägungen. Unterschiede zu den bei Brüggen/Schemmerling aufgezeigten Sozialräumen bestehen darin, dass hier neben den Verbindungen zu Personen auch darauf geschaut wird, mit welchen Medien und Informationen das Subjekt dadurch in Kontakt kommt. Außerdem wird durch den Themenbezug der erhobenen Informationsräume ein wichtiger Akzent auf die genutzten Medien selbst gesetzt. Auf diese Weise werden durch die Methode Informationsräume skizziert, in denen der Kontakt zu anderen Personen und die Nutzung von Medien zur Information gleichberechtigt abgebildet werden können. Erweitert wird das Modell von Brüggen/Schemmerling in der vorliegenden Arbeit um die Form der Verdichtung. Bei „Verdichtung“ geht es darum, dass verstärkt Informationen gesucht werden, die der eigenen Haltung/Meinung entsprechen (vgl. 4.4).